DER MALER

Der Künstler

WOLFGANG VON WEBSKY

Der aus Schlesien stammende Maler Professor Wolfgang von Websky (geb. 1895 in Berlin) hat nach dem zweiten Weltkrieg in Wangen im Allgäu eine zweite Heimat gefunden. Er besuchte das Gymnasium in Schweidnitz in Schlesien, in der Nähe des elterlichen Wohnsitzes auf Gut Schwengfeld (heute: Makovice). Schon in der Schule endeckt er seine Leidenschaft für die Malerei. Wolfgang von Websky ist unmittelbar nach dem Abitur bereits Teilnehmer des ersten Weltkrieges und wird schwer verwundet. Seiner künstlerischen Neigung folgend widmet er sich der Ausbildung als Maler (Hochschulen Breslau und Berlin) und unternimmt Reisen nach Italien und Frankreich, wo er wichtige künstlerische Impulse erhält. 1939 wird er als Reserveoffizier eingezogen. Der zweite Weltkrieg endet für ihn erst 1950, einschließlich fünf Jahren sowjetischer Kriegsgefangenschaft. Insgesamt fordern die Weltkriege und die Gefangenschaft 15 Jahre seines Lebens.

Um das Werk von Wolfgang von Websky zu verstehen muss man sich die politischen Umwälzungen, Brüche und Verluste der jüngsten deutschen Vergangenheit vergegenwärtigen. Wolfgang von Websky wuchs in einer Offiziersfamilie mit Großgrundbesitz im preußischen Schlesien auf. 1945 hatte er bis auf seine Familie alles verloren: Besitz, Heimat, künstlerisches Werk, Preußen als geistig-politischen Grund, Breslau und Berlin als seine künstlerischen Zentren. Nach der Entlassung aus der Kriegsgefangenschaft beginnt er in Wangen im Allgäu mit 57 Jahren kompromisslos sein „zweites Leben“ als freischaffender Künstler. Den um ihn herum rastlos einsetzenden wirtschaftlichen Aufstieg der Bundesrepublik Deutschland lässt er ebenso an sich vorbeiziehen, wie die hektisch wechselnden Moden des Kunstbetriebes, der wesentlich von der gegenstandslosen Malerei beherrscht wird.

Das bewusste Festhalten an Gestalt, Farbe und Form, an einer ästhetischen Grundhaltung ist bei ihm nicht nur konservative Tradition, sondern auch Bekenntnis und Opposition gegen die ihm fremd und seelenlos erscheinende Welt der abstrakten Kunst. Besondere Bedeutung in seinem Werk erlangt das Portrait, wobei er intensiv auf die jeweils dargestellten Menschen eingeht. Er arbeitet viel und setzt sich für Kollegen aus Schlesien ein, denen es noch schlechter geht und erhält hierfür 1958 das Verdienstkreuz der Bundesrepublik Deutschland.

In ständigem Ringen um den eigenen Weg bleibt er seinen Grundüberzeugungen treu und verfeinert seine handwerklichen Mittel. In diesen Jahren nach dem zweiten Weltkrieg bis zu seinem Tod 1992 in Wangen i. Allgäu hat er ein eigenständiges, unverwechselbares Werk geschaffen, das steigende Anerkennung findet.

Wolfgang von Websky gehört zu derjenigen Künstlergeneration, für die die Zeit der Reifung und künstlerischen Anerkennung zwischen den beiden Weltkriegen zu kurz und während der Naziherrschaft zu kunstfeindlich war und deren Arbeiten in den Jahren etwa ab 1950 nicht mehr aktuell erschienen. Dr. Rainer Zimmermann hat diese Gruppe in seinem bedeutenden Werk als die „verschollene Generation“ zusammengefasst und damit dazu beigetragen, dass man Wolfgang von Websky und viele seiner Zeitgenossen als „Expressive Realisten“ wiederentdeckt und schätzt. Die Stadt Wangen i. Allgäu erwarb 1995 eine repräsentative Auswahl seines Schaffens, tatkräftig unterstützt vom Rat der Stadt und kunstliebenden Sponsoren ihrer Bürgerschaft. Diese Sammlung ist jetzt ständiger Bestandteil des ehemaligen Landratsamtes am historischen Marktplatz von Wangen i. Allgäu, dem sehr gut restaurierten und der interessierten Öffentlichkeit zugänglichen „Hinderofenhaus“, in dem sich die Stadtverwaltung befindet. Dr. Michael von Websky, im Dezember 2005