Der Künstler
WOLFGANG VON WEBSKY
Um das Werk von Wolfgang von Websky zu verstehen muss man sich die politischen Umwälzungen, Brüche und Verluste der jüngsten deutschen Vergangenheit vergegenwärtigen. Wolfgang von Websky wuchs in einer Offiziersfamilie mit Großgrundbesitz im preußischen Schlesien auf. 1945 hatte er bis auf seine Familie alles verloren: Besitz, Heimat, künstlerisches Werk, Preußen als geistig-politischen Grund, Breslau und Berlin als seine künstlerischen Zentren. Nach der Entlassung aus der Kriegsgefangenschaft beginnt er in Wangen im Allgäu mit 57 Jahren kompromisslos sein „zweites Leben“ als freischaffender Künstler. Den um ihn herum rastlos einsetzenden wirtschaftlichen Aufstieg der Bundesrepublik Deutschland lässt er ebenso an sich vorbeiziehen, wie die hektisch wechselnden Moden des Kunstbetriebes, der wesentlich von der gegenstandslosen Malerei beherrscht wird.
Das bewusste Festhalten an Gestalt, Farbe und Form, an einer ästhetischen Grundhaltung ist bei ihm nicht nur konservative Tradition, sondern auch Bekenntnis und Opposition gegen die ihm fremd und seelenlos erscheinende Welt der abstrakten Kunst. Besondere Bedeutung in seinem Werk erlangt das Portrait, wobei er intensiv auf die jeweils dargestellten Menschen eingeht. Er arbeitet viel und setzt sich für Kollegen aus Schlesien ein, denen es noch schlechter geht und erhält hierfür 1958 das Verdienstkreuz der Bundesrepublik Deutschland.
In ständigem Ringen um den eigenen Weg bleibt er seinen Grundüberzeugungen treu und verfeinert seine handwerklichen Mittel. In diesen Jahren nach dem zweiten Weltkrieg bis zu seinem Tod 1992 in Wangen i. Allgäu hat er ein eigenständiges, unverwechselbares Werk geschaffen, das steigende Anerkennung findet.