EIGENE TEXTE

Literatur, Texte und Quellen

"Wolfgang von Websky-Bilder und Texte", München 1980:

Einleitung, von Wolfgang von Websky

Es war 1911, als mir Herberholz in Düsseldorf eine helle Palette für Ölfarben aufschrieb und mich auf die Impressionisten hinwies. Dann ergänzte sie Eduard Kaempffer auf der Breslauer Akademie mit einigen notwendigen dunklen Tönen.

Auch die sind mir geblieben, weil sie zum Leben gehören. Das war 1916 oder 1917, als ich — verwundet und in Uniform — bei Kaempffer in der Portrait-Klasse malen durfte. Zwischen damals und heute liegen mehr als 60 Jahre und Turbulenzen, die für mehrere Leben ausgereicht hätten. (…)

Erinnerungen des Sohnes Dr. Michael von Websky

Als mein Vater, Wolfgang v. Websky, 1950 aus der russischen Kriegsgefangenschaft entlassen wurde, war er wortkarg, mager und krank. Er war damals 55 Jahre und ich, sein jüngster Sohn, war 12 Jahre alt uns ich sah ihn zum ersten Mal mit Bewusstsein als meinen Vater. Denn nach meiner Geburt 1938 kam schnell der Zweite Weltkrieg, zu dem er ab 1939 als Reserveoffizier verpflichtet wurde. Die Heimaturlaube nach Hause, nach Schwengfeld (heute: Makowice) bei Schweidnitz waren gezählt und ich war zu klein, um ihn wahrzunehmen. (…)

Aus dem Ausstellungskatalog Breslau/Wrocław 2009

EMPFINDSAMKEIT DER MALERISCHEN LEIDENSCHAFT – ZUM WERK WOLFGANG VON WEBSKYS, VON BERND KÜSTER​

Als Wolfgang von Websky im Jahr 1952 nach Wangen übersiedelte, war er 57 Jahre alt. Was in den folgenden, ihm verbleibenden Jahrzehnten hier im Allgäu oder auf Reisen an Malerei entstand, wäre unter normalen Bedingungen als das Spätwerk zu bezeichnen. Die Entwicklung seines Lebens aber genügte der Vorstellung von Normalität nicht, wie überhaupt in seiner Generation kaum von einer gemäßigten Normalität in der freien künstlerischen Handlung gesprochen werden kann. (…)

Mit dem Strom-gegen den Strom,
von Wolfgang von Websky

Eine kurze Versetzung meines Vaters ins Rheinland, er war Offizier, entschied meine Berufswahl und mein Schicksal. Er nahm mich einige Male mit nach Düsseldorf in das Atelier von Herberholz, damals Meisterschüler von Jansen, der ihn porträtierte. Seitdem habe ich gemalt, zunächst mit einer rein impressionistischen Palette, die Herberholz mir aufschrieb.

Zwei Jahre später, mit sechzehn, auf dem Gymnasium in Schweidnitz machte ich in der Aula schon meine erste kleine Kollektivausstellung. Die Lehrer förderten mich, und meine Eltern wandten nichts gegen die »Passion« des Sohnes ein. (…)

ANSCHAULICHKEIT ALS EREIGNIS. PORTRÄTS UND LANDSCHAFTEN WOLFGANG VON WEBSKY, VON RAINER ZIMMERMANN​

Als die russischen Divisionen 1945 nach Schlesien vordrangen, stand der Maler und Offizier Wolfgang von Websky (1895 – 1992), damals 50 Jahre alt, an der Westfront. Um seine Familie zu retten, gelang es ihm, eine schnelle Versetzung nach Schlesien zu erreichen und Frau und Kinder in einem Lazarettzug nach Bayern zu schicken. Zwischen Kriegsjahren in West und Ost und einer Ungewissen Zukunft waren ihm damals in der Heimat nur ein paar Tage als Maler gegönnt. „In der herrlich frühlingsgrünen, aber menschenleeren Landschaft malte ich noch drei Bilder und zeichnete sie mit dem Datum der Tage, an denen sie entstanden. Ich habe sie und alle meine Arbeiten aus zwanzig Jahren nicht wiedergesehen. (…)